Ich habe einen neuen U-Bahn- und S-Bahn-Plan für München entwickelt.
Die Eisenbahngleise der S-Bahnen und U-Bahnen in München sind, wie in vielen anderen Städten, ungleichmäßig verteilt. Im Stadtzentrum sind sie eng miteinander verflochten, während sie sich näher zu den Stadträndern in vereinzelte, in verschiedene Richtungen verlaufende Linien auflösen.
Beim Entwerfen von Verkehrsschemata besteht oft das Problem, dass es nicht gelingt, die Linien auf der Karte optimal zu verlegen. An manchen Stellen gibt es überlastete Bereiche, wo die Informationen eng beieinander liegen, während an anderen Stellen Lücken entstehen.
Quelle: mvg.de
In dem neuen Plan wurde dieses Problem vermieden — die Routenverläufe sind entwirrt, gerade gezogen und so verlegt, dass die Informationen auf der Karte gleichmäßig verteilt sind.
Die Linien auf der Karte folgen Regeln — sie biegen in genau definierten Winkeln ab, und die Abstände zwischen ihnen sind visuell ausgerichtet. Das verleiht dem Schema ein Gefühl von Ordnung.
Oft werden Verkehrsschemata mit einem Raster von 45°-Winkeln erstellt. Im neuen Münchner U-Bahn-Plan wurde ein Raster von 60° verwendet. Dadurch hat sich die Anzahl der möglichen Linienrichtungen von 4 auf 3 reduziert.
Klassisches 45°-Raster
60°-Raster
All dies half, die Anzahl der Kurven im Vergleich zum klassischen Münchner Schema um ein Drittel zu reduzieren und sie gleichzeitig eleganter und angenehmer für das Auge zu machen.
Die Linien bilden zusammen eine symmetrische Figur, deren Zentrum die Stammstrecke ist.
Von West nach Ost erstreckt sich durch ganz München ein Abschnitt des Eisenbahngleises, auf dem alle S-Bahn-Linien verkehren — die Stammstrecke.
Hier verlaufen parallel sieben S-Bahn-Linien. Ein solches grafisches Element hätte auf der Karte zu viel visuelles Gewicht und würde mit seinen einheitlichen Stationen und Umsteigestationen überladen.
Auf dem Plan ist dieser Abschnitt zu einem Bündel zusammengefasst, was die Karte visuell erleichtert, ohne Informationen zu verlieren.
In München hängt der Fahrpreis von der Anzahl der durchquerten Tarifzonen ab. Auf dem offiziellen U-Bahn-Plan von München sind diese Zonen in grellen, schmutzigen Farben dargestellt, was die Karte visuell abwertet.
Im neuen Schema wurden die Farben der Zonen beruhigt und ihre Grenzen durch Farbverläufe hervorgehoben. Die vereinfachte Geometrie der Zonen half, überflüssige Details zu entfernen.
Eine Besonderheit der Stadt ist, dass viele Stationen gleichzeitig in zwei Tarifzonen liegen. In diesem Fall kann man für die Berechnung des Fahrpreises die günstigere Zone wählen. Zur besseren Übersicht wurden solche Stationen mit farbigen Markierungen versehen, die die Farben ihrer Zonen wiedergeben.
Der Hauptbahnhof wurde mit einem auffälligen und einzigartigen Symbol in Form eines Fidget-Spinners versehen, wodurch er das visuelle Zentrum des Schemas bildet und schon aus der Ferne sichtbar ist, was sowohl für die Routenplanung als auch für Touristen und Stadtbewohner nützlich ist.
Auf der Karte sind bereits vertraute Symbole für besondere Stationen wie Olympiazentrum, Messestadt Ost, Fröttmaning und Thalkirchen (Tierpark) verwendet worden. Die Symbole für diese Stationen wurden neu gezeichnet und einem einheitlichen Stil angepasst.
Bahnhöfe und Busbahnhöfe sowie der Flughafen sind mit speziellen Symbolen gekennzeichnet, ebenso wie die Stationen, von denen aus man mit dem Bus zum Flughafen gelangen kann.
München zieht viele Touristen an, deshalb habe ich auf der Karte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt markiert, für die Symbole in einem einheitlichen Stil erstellt wurden. Und da München eine Stadt ist, in der jedes Jahr das Oktoberfest stattfindet, ist die Theresienwiese auf der Karte mit einem speziellen Symbol gekennzeichnet.
Die Arbeit an dem Schema dauerte etwa ein halbes Jahr in meiner Freizeit und nahm ungefähr 300 Stunden in Anspruch.
Ich habe während der Arbeit am Schema viel gelernt, daher bin ich oft zu früheren Entwicklungsstadien zurückgekehrt, wenn ich gemerkt habe, dass das Schema nicht so aussieht, wie ich es gerne hätte.
Während des gesamten Prozesses habe ich Zwischenversionen des Schemas gespeichert, so dass man sehen kann, wie das Schema von den ersten Skizzen bis zur endgültigen Version entwickelt wurde.
Neben der Hauptversion habe ich auch eine Version des Schemas auf dunklem Hintergrund erstellt, denn auf dunklem Hintergrund sieht alles besser aus 😊
Im Dezember 2024 werden Änderungen im Münchner Streckennetz vorgenommen. Die Linie S7 wird nicht mehr bis zur Station Wolfratshausen fahren, und es wird eine neue Linie S5 geben.
Die entsprechenden Änderungen werden in mein Projekt aufgenommen.
Ich möchte Constantine Konovalov, Nikita Klepach, Daniil Baev, Paul Tsupikoff, Evgeny Katyshev und Vlad Lozhkin für ihre Ratschläge und Anmerkungen bei der Entwicklung des Schemas danken.
Ich heiße Vadim Kraev. Ich bin Grafik- und Motiondesigner. Ich habe viele Jahre in einem Studio in Moskau gearbeitet und war auch freiberuflich tätig. Ich hatte die größten Konzerne in Russland als Kunden Seit 2022 lebe ich in München.
Youtube-Teaser
Die Verwendung des Schemas ist nur zu nicht kommerziellen Zwecken möglich. Bei Fragen zur Lizenzierung des Schemas und zur Zusammenarbeit kontaktieren Sie mich bitte per E-Mail.